Römer, Stadtrechte und Schöffer
Wer das erste Mal nach Gernsheim kommt, mag es nicht gleich sehen, doch seit der Gründung ist viel passiert.
Ganze Bücher wurden bereits über unsere Geschichte verfasst. Wer kein Buch lesen möchte, kann sich hier einen schnellen Überblick verschaffen. Wer gerne mehr erfahren möchte, kann in den Büchern "Stadt Gernsheim 1356-1981" sowie "Heimat am Strom - Lesebuch Gernsheim" tiefer eintauchen. Unsere Zeittafel haben wir ersterem Buch entnommen. Natürlich gibt es unzählige weitere Ereignisse und Meilensteine in der Geschichte zu entdecken.
5000-2000v. Chr. Jungsteinzeit
bis zur Römerzeit
Siedlungsspuren zeigen an, dass in der Jungsteinzeit bereits Menschen hier lebten.
Weitere Funde aus verschiedenen Zeitaltern zeigen immer wieder Spuren unserer Vorfahren.
50-260 n. Chr. Römerherrschaft
259 n. Chr. Alemannen
496 n. Chr. Schlacht bei Zülpich
Die Römer kommen auf ihrem Eroberungsfeldzug auch nach Gernsheim. Ein Brückenkopf, ein Kastell und eine Zivilsiedlung wurden nachgewiesen, zahlreiche Funde kommen bis heute immer wieder ans Tageslicht.
Die Alemannen vertreiben schließlich die Römer und siedeln in unserer Region.
Mit der Schlacht bei Zülpich wird unsere Heimat fränkisch und das Christentum zur Staatsreligion.
1232 Einordnung nach Kurmainz
1276 Eine Burg wird gebaut
Mit dem Kloster Lorsch fällt auch Gernsheim unter Kurmainz. Zu dieser Zeit ist Erzbischof Siegfried III. in Amt und Würden.
Vermutlich wurde 1276 die Burg gebaut. Zumindest kann man für dieses Jahr die erste Erwähnung des sog. "Burghüters" zu Gernsheim finden. Leider ist darüber nicht viel bekannt.
1326 Endgültig Mainz
1356 Stadtrechte
1495 Verleihung Marktprivilegien
Papst Johannes XXII. entscheidet, dass Gernsheim fortan nicht mehr zu Lorsch gehören soll. Er unterstellt uns direkt dem Erzbischof zu Mainz.
Gernsheim erhält 1356 die gleichen Stadtrechte wie Frankfurt. Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung und Stärkung der Bedeutung.
Kaiser Maximilian I. meint es 1495 gut mit Gernsheim und verleiht der Stadt unter anderem die Rechte für einen Wochenmarkt an Dienstagen. Diese neuen Rechte stärken die Stadt nicht nur finanziell sondern auch politisch. Wer Handel treiben darf, hat Einfluss.
1425 Peter Schöffer wird geboren
1449 Einsiedel wird erwähnt
1493 Ablaßbrief für Maria-Einsiedel
Um das Jahr 1425 wird der bekannteste Sohn unserer Stadt geboren. Peter Schöffer.
Er ziert Bierettiketten, wird immer wieder in Schriften erwähnt und doch kennen ihn nicht viele.
Dabei sollte dieser Mann entscheidende Anteile in der Entwicklung des Buchdrucks beisteuern und seinen Meister Gutenberg in Mainz beerben. Schlussendlich wurde er der Namensgeber der Schöfferstadt Gernsheim.
Als Äcker "vor den Einsiedeln" wird 1449 das erste Mal ein Hinweis auf Maria Einsiedel niedergeschrieben.
1503 Peter Schöffer stirbt
1579 Hexen in der Stadt
1627, 1666-1667
Pest in Gernsheim
Nach vielen Jahren des Wirkens stirbt Peter Schöffer um 1503 in Mainz.
Auch für Gernsheim gibt es Nachweise über die grausamen Prozesse gegen vermeintliche Hexen.
So gibt es 1579 Vermerke über eine Zauberin aus Rodau, welche dem Feuer übergeben wurde.
Die Pest bricht auch hier mehrfach aus und fordert viele Opfer. Im November 1627 wird eine Verordnung des Kurfürsten verlesen, wonach betroffene Haushalte "zuzuhalten sind" und man Abstand halten soll, indem man andere Menschen meidet. Ein altbewehrtes Rezept, möchte man meinen. 1666-1667 kommt es erneut zu Ausbrüchen der Seuche. Im Gedenken an die Opfer wird die Pestsäule errichtet. Sie kann heute am Kastenienbaum "Im Rosengarten" besichtigt werden.
1634 Schreckensjahr des
30jährigen Krieges
Von 1618 - 1648 wütet Krieg und betrifft auch unsere Region. Im sog. Schreckensjahr wird Gernsheim im großen Stile geplündert und die Stadt veramt. Hunger und Armut folgen.
1750 - 1753 Erbauung Kirche
"Zur heiligen Magdalena"
1750 - 1753 Erbauung Kirche
"Zur heiligen Magdalena"
1803, 1821,1848, 1874
Gernsheim wandert
Ziemlich bewegt war die Zuordnung unserer Stadt auch in diesen Jahren. Immer wieder wechselte die Zugehörigkeit zu den Kreisen. 1803 kam das Amt Gernsheim an Hessen. 1821 wird es dem Kreis Bensheim zugewiesen, 1848 Heppenheim und dann 1874 erstmals dem Kreis Groß-Gerau. Auch danach gab es immer wieder Wechsel. Doch schlußendlich sind wir heute Teil des Kreises Groß-Gerau.
1823 Schöfferschule "Am Sand"
1830er Jahre
Was wir heute als "Schöfferhaus" oder Museum kennen, war lange Zeit die Schöfferschule. Der heutige Schöfferplatz wurde damals "Sand" genannt. Bis heute ist der Begriff hier geläufig.
1836 wurde das bis heute dort stehende Schöffer-Denkmal errichtet.
1830 wird Gernsheim zur Hauptstation der Dampfschifffahrt in der Region. 1839 wird schließlich das neue Stadthaus gebaut, in dem die Verwaltung bis heute untergebracht ist.
1840er, 50er und 60er Jahre
1880 bis 1911
1845 wird die Synagoge eingeweiht und dient der jüdischen Bevölkerung fortan als Gotteshaus.1857 wird bei Niedrigwasser ein kleiner Hafen angelegt.
1883 wird eine Kleinkinderschule mit Schulschwestern gegründet.
1883/1884 wird die neue Bürger- und Elementarschule gebaut. Diese wird 1895 in eine Realschule umgewandelt und ist heute bekannt als "Alte Realschule". Sie wird weiterhin aktiv genutzt und beherbergt den Jugendtreff und einzelne Vereine.
1898 beginnt der Bau der evangelischen Kirche,
1903 dürfen endlich auch Mädchen die Realschule besuchen.
1905 baut die Stadt das E-Werk, das heute das Atelier des Künstleres Mario Derra ist.
1911 wird schließlich die neue Realschule gebaut.
1914-1918 1. Weltkrieg
1929 Kapuziner in Einsiedel
1937 Allmendfeld entsteht
Für Gernsheim wird verzeichnet:
846 Mann eingerückt, 46 gefangen, 88 gefallen, 8 vermisst.
Ein kleines Kapuzinerkloster wird 1929 in Maria Einsiedel gegründet.
Als Erbhofbauerndorf wird Allmendfeld gegründet.
1940 - 1945 wieder Krieg
1940 wird ein fester Übergang - die Rheinbrücke - gebaut, um Versorgung und Bewegung sicherzustellen. Der Krieg ist in vollem Gange. Als man sie gegen Kriegsende nicht halten kann, wird sie 1945 kurzerhand gesprengt. Die letzten Reste der Pfeiler wurden ab 2015 beseitigt.
1945 beschießen die Amerikaner die Stadt. Beide Kirchen, das kath. Pfarrhaus, das Stadthaus und 32 Häuser wurden zerstört und einige hundert weitere beschädigt. 16 Tote betrauerte die Stadt.
Nach dem 2. Weltkrieg
1948 wird nach langen Streitereien zwischen Sport- und Berufsfischern das erste Fischerfest gefeiert.
Schon 1949 waren neben dem Stadthaus auch 37 Häuser wieder nutzbar. In den folgenden beiden Jahren konnten auch beide Kirchen wieder aufgebaut werden.
Nachdem auch die Schulgebäude im Krieg gelitten hatten, wurde in den 1950er Jahren die "Neue Schöfferschule" heute "Peter-Schöffer-Schule" gebaut. 1959 wird das Gymnasium errichtet.
1970er und 80er Jahre
1971 freut sich Gernsheim über Zuwachs, denn Allmendfeld und Klein-Rohrheim, bis dahin beide eigenständig, haben sich entschlossen sich Gernsheim anzuschließen und werden Stadtteile.
1975 wird der Stadthausplatz zum neuen optischen Mittelpunkt des Stadtkerns und 1978 wird das Heimatmuseum eingeweiht
1981 wird die Johannes-Gutenberg-Schule fertiggestellt.
Und heute?
Bauen wir weiter. Kontinuierliche Entwicklung ist uns wichtig. Immer wieder werden bei Baumaßnahmen - sei es an der Bahn, Umgehungsstraßen oder auf Baugrundstücken - antike Fundstücke geborgen, die unsere Geschichte weiter abbilden. Neue Baugebiete, Erweiterungen der kreiseigenen Schulen und kommunaler und konfessioneller Kindergärten bringen unsere Stadt zum Wachsen. Auch die Innenstadt verändert sich nach und nach. Stadtumbau passiert nicht mehr einfach, sondern ist ein eigenes Projekt mit genauer Planung.
2020 forderte uns alle die Corona-Pandemie heraus und wieder hieß es - wie in Zeiten der Pest - Abstand halten, daheim bleiben und Gemeinschaftssinn zeigen.
Besonderheiten
Im Jahr 1976 feierte Gernsheim Verschwisterung mit der französischen Stadt Bar-sur-Aube.
2011 folgte die Verschwisterung mit Świecie in Polen. Beide Freundschaften werden gepflegt und abwechselnde Besuche sorgen für einen regen Austausch.