Historie Wasserversorgung Gernsheim
Der 3. Februar 1964 war für die Schöfferstadt Gernsheim ein denkwürdiger Tag. Das Wasserwerk am Waldrand (Im Erlengrund) ging in Betrieb und das erste eigene Trinkwasser strömte durch das Ortsnetz der Stadt.
Zuvor lieferte die Südhessische Gas und Wasser AG aus Darmstadt über dreißig Jahre lang das Trinkwasser nach Gernsheim. Die übernommene Rohrnetzlänge betrug 1964 rund 20 km.
Das Wasserwerk kostete 1,59 Mio. DM, also umgerechnet knapp 813.000 €. Der Kreis steuerte 30.000 DM, die Brandversicherungskammer 10.000 DM bei.
Das Rohrnetz wuchs bis 1968 auf rd. 39 km an. Der Wasserbedarf stieg schnell. Der jährliche Wasserbezug bzw. die Wasserförderung stiegen von 237.000 m³ im Jahr 1960 auf 407.200 m³ im Jahr 1967 und auf 514.000 m³ im Jahr 1971. Mit dem steigenden Wasserbedarf wurde kontinuierlich das Rohrnetz vergrößert. 1971 betrug die Rohrnetzlänge 45 km (ohne die Stadtteile Allmendfeld und Klein-Rohrheim), Ende 2020 ca. 87 km inkl. aller Stadtteile.
In den Anfängen wurde das Grundwasser aus 2 Tiefbrunnen gefördert. Im Jahr 1988 wurde ein 3. Tiefbrunnen niedergebracht. Die Brunnen sind seit jeher alle mit Unterwasserpumpen ausgestattet und fördern das Grundwasser (Rohwasser) zur zentralen Aufbereitungsanlage in das Wasserwerk.
Die Durchsatzmenge betrug nach dem Bau des 3. Tiefbrunnens 300 m³/h. Die Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Aufbereitung sowie die Einrichtung einer Automatisierungstechnik erforderten Umbau- und Modernisierungsarbeiten, die Anfang der 90iger Jahre nach Abschluss aller Arbeiten zu Gesamtkosten in Höhe von 2,85 Mio. DM (1,46 Mio. €) führten.
Im Jahr 1997 förderte das Wasserwerk Gernsheim rund 1,05 Mio. m³ für die Stadt Gernsheim und die Stadtteile Allmendfeld und Klein-Rohrheim. Die Trinkwassergebühr betrug zu diesem Zeitpunkt 2,50 DM/m³ (1,28 €/m³) zzgl. der Mehrwertsteuer. Diese Gebühr enthielt einen Beitrag in Höhe von 0,50 €/m³ an das Land Hessen als Grundwasserabgabe. In 2008 betrug die Trinkwassergebühr 1,09 €/m³ zzgl. Mehrwertsteuer.
Ende des Jahres 2007 erfolgte im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen der Umzug der Büro- und Werkstatträume in die Friedrich-Wöhler-Str. 14 direkt gegenüber der städtischen Kläranlage.
In den Folgejahren wurde aufgrund der Anforderungen zur Löschwasserbereitstellung und zur Sicherung des zukünftigen Wasserbedarfs ein zusätzliches Trinkwasserspeichervolumen von 2.000 m³ ermittelt. Bis dahin war das Trinkwasserspeichervolumen auf 2 x 750 m³ beschränkt. Hierzu wurde in 2014 die Rohrleitungssituation rund um das Wasserwerk erneuert. In diesem Zuge wurden 2 Anbauten am Betriebsgebäude zur Neuordnung der Zu- und Ablaufleitungen, zur Montage von Armaturen sowie zur Unterbringung eines neuen leistungsstärkeren (368 kVA) Notstromaggregat errichtet. Ende 2016 wurde der 3. Tiefbehälter mit einem Nutzvolumen von 2.000 m³ fertiggestellt. Dieser Behälter ist deutlich größer als die beiden alten Behälter und hat einen Innendurchmesser von 24,20 m. Das Gesamttrinkwasserspeichervolumen des städtischen Wasserwerks hat sich damit auf 3.500 m³ erhöht. Der 3. Tiefbehälter wurde in die Automatisierungstechnik integriert. Die Gesamtherstellungskosten inkl. Baunebenkosten betrugen rd. 2,6 Mio. EUR.
Ende 2020 wurde der Stadt im Rahmen eines Wasserrechtsverfahren die Grundwasserentnahme in Höhe von max. 1,4 Mio. m³ pro Jahr bis zum 31.12.2050 bewilligt. Darüber hinaus wurde eine gehobene Erlaubnis zur Förderung zusätzlicher Grundwassermengen von jährlich bis zu 200.000 m³ ebenso bis zum 31.12.2050 erteilt. Somit können im Bedarfsfall jährlich bis zu 1,6 Mio. m³ Grundwasser gefördert werden. Zum Vergleich: In 2020 wurden knapp 1,4 Mio. m³ Grundwasser gefördert.
Weitere Maßnahmen wie die Bohrung eines neuen Tiefbrunnen, die Erweiterung der Filtertechnik oder die Erneuerung der zentralen Niederspannungshauptverteilung und unzählige weitere Bauvorhaben sind Stand 2021 in Planung.